Routinen sind unvermeidliche Begleiter unseres Alltags. Sie ermöglichen uns, viele Dinge zu tun, ohne groß darüber nachzudenken – wie das Zähneputzen am Morgen. Wir alle haben diese Routine entwickelt, weil wir irgendwann gelernt haben, dass es wichtig für unsere Zahngesundheit ist, uns vor Zahnarztkosten schützt und einfach hygienisch ist. Doch wer denkt morgens beim Griff zur Zahnbürste noch an diese Gründe? Zähneputzen ist zur Gewohnheit geworden, etwas, das wir im Autopiloten erledigen – und genau darin liegt die Stärke von Routinen: Sie sparen uns kognitive Energie.
Auch im Berufsleben zeigen Routinen ihren Wert. In der Produktion zum Beispiel kann eine erfahrene Fachkraft effizienter arbeiten als jemand, der gerade neu in den Arbeitsablauf eingeführt wird. Durch jahrelange Routine werden Handgriffe automatisiert und Produktionsprozesse schneller und fehlerfreier. Diese Routine gibt Sicherheit und steigert die Produktivität. Das Gehirn liebt Routinen, weil sie wenig Energie kosten und es ermöglichen, effizient zu arbeiten.
Doch es gibt auch eine Kehrseite: Routinen können uns in Verhaltensmuster drängen, die uns nicht unbedingt guttun. Ein typisches Beispiel: Viele Raucher greifen automatisch zur Zigarette, wenn sie ihren morgendlichen Kaffee trinken. Dieser Automatismus hat sich festgesetzt – eine Routine, die nicht auf einer bewussten Entscheidung basiert, sondern aus reiner Gewohnheit entsteht. Ein klarer Fall, wo Routine uns in die falsche Richtung lenkt.
Der Segen von Routinen
Routinen sind nicht nur praktisch, sie sind essenziell, um den Alltag effizient zu gestalten. Unser Gehirn liebt Routinen, denn sie sind äußerst energieeffizient. Der Denkprozess kostet viel Energie, und das Gehirn ist stets darauf bedacht, Energie zu sparen. Sobald wir eine feste Routine entwickelt haben, kann das Gehirn den Autopiloten einschalten – ohne zusätzlichen Aufwand. Ein Beispiel ist das Zähneputzen: Es ist längst eine unbewusste Handlung geworden, die uns keinen zusätzlichen Denkaufwand kostet.
Im Arbeitsleben sind Routinen ebenfalls unverzichtbar, besonders in Bereichen, in denen es auf Präzision ankommt. Ein Chirurg, der täglich komplizierte Eingriffe durchführt, wird mit der Zeit eine Routine entwickeln, die ihm ermöglicht, komplexe Operationen sicher und effizient durchzuführen. Das spart Zeit und sorgt für eine hohe Erfolgsquote. Routinen geben uns also Sicherheit und schaffen Raum für Expertise.
Das Gleiche gilt für den Sport: Wer einmal eine regelmäßige Trainingsroutine etabliert hat, für den wird der Weg ins Fitnessstudio oder zum Joggen zur Selbstverständlichkeit. Zu Beginn ist Disziplin gefragt – man muss sich regelrecht zwingen, eine neue Aktivität zu starten. Doch mit der Zeit wird daraus eine Routine, die das Gehirn automatisch ausführt. Ein guter Trick, um neue Routinen aufzubauen, ist, sich einen Partner zu suchen, der dieselbe Aktivität mit einem gemeinsam durchführt. Das fördert die Verbindlichkeit und hilft dabei, an der neuen Routine dranzubleiben.
Der Fluch von Routinen
Doch genau hier liegt auch das Problem: Routinen können uns in den Autopiloten-Modus versetzen. Wenn wir ständig dasselbe tun, stumpft unser Gehirn ab. Es arbeitet auf Sparflamme, weil es die Abläufe bereits kennt. Ein typisches Beispiel ist die Arbeit am Computer. Viele von uns erledigen ihre Aufgaben in einer festgefahrenen Routine – dieselben Programme, dieselben Abläufe. Doch dieser Mangel an Abwechslung hält unser Gehirn nicht fit. Es fehlt die kognitive Herausforderung, die uns geistig flexibel und aufmerksam hält.
Routinen können uns auch im Privatleben einengen. Viele Menschen entwickeln beispielsweise die Routine, sich nach dem Abendessen direkt auf die Couch zu setzen und fernzusehen. Am Anfang erscheint das wie eine wohlverdiente Entspannung nach einem langen Arbeitstag. Doch irgendwann wird es zur Gewohnheit, und wer sich dann vornimmt, abends Sport zu treiben oder eine neue Aktivität zu starten, merkt, wie schwer es ist, diese alte Routine zu durchbrechen. Ohne sich dessen bewusst zu sein, wird die Couch zur automatischen Endstation des Tages.
Besonders im Arbeitsleben können zu starke Routinen problematisch sein, wenn Veränderungen anstehen. Ein neuer Prozess oder eine neue Software – das sind Momente, in denen uns unsere eingespielten Routinen oft im Weg stehen. Wer sich zu stark auf seine Routine verlässt, hat Schwierigkeiten, sich auf neue Ansätze einzulassen und kreative Lösungen zu finden. Das Gehirn hat dann verlernt, flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren.
Auch ungesunde Gewohnheiten wie Rauchen sind oft tief in unseren Routinen verankert. Solche Automatismen lassen sich schwer durchbrechen, doch es gibt einen Trick: Statt die Zigarette sofort ganz aufzugeben, kann man die Routine stückweise verändern. Zum Beispiel könnte man sich vornehmen, nach dem Kaffee einen kurzen Spaziergang zu machen, oder sich selbst eine Wartezeit von fünf Minuten aufzuerlegen, bevor die Zigarette angezündet wird. Solche kleinen Änderungen helfen, den Automatismus bewusst zu machen und ihn langfristig zu verändern.
Wie man den Spagat schafft
Routinen sind nützlich, solange sie uns nicht in den Autopilot-Modus versetzen. Der Schlüssel liegt darin, sich regelmäßig aus der Komfortzone zu bewegen und Routinen zu hinterfragen. Eine Möglichkeit ist, immer wieder neue Elemente in den Alltag zu integrieren – sei es durch kleine Herausforderungen oder durch bewusste Veränderungen in den täglichen Abläufen. Wer etwa jeden Tag denselben Weg zur Arbeit nimmt, kann gelegentlich eine andere Strecke ausprobieren. Oder wer routinemäßig dieselben Aufgaben auf dieselbe Weise erledigt, kann versuchen, alternative Methoden zu testen.
Das Gleiche gilt für das geistige Training: Mentale Fitness entsteht durch Abwechslung. Kleine Denkaufgaben oder das Erlernen neuer Fähigkeiten können dabei helfen, das Gehirn in Schwung zu halten. Regelmäßige Herausforderungen – ob beruflich oder privat – sind der beste Weg, Routine und geistige Flexibilität in Balance zu halten.
Um neue Routinen zu entwickeln, ist es hilfreich, den Tag bewusst zu strukturieren. Ein einfacher, aber effektiver Tipp ist, die Aufgaben für den nächsten Tag bereits am Vorabend zu planen. So startet man mit einem klaren Fokus in den Tag und kann sich besser auf die bevorstehenden Aufgaben konzentrieren. Auch die Festlegung eines festen Zeitpunkts oder einer festen Reihenfolge für bestimmte Tätigkeiten – wie zum Beispiel den morgendlichen Sport oder das Lesen – hilft, neue Routinen schneller zu etablieren.
Und auch wenn es anfangs Disziplin erfordert, eine neue Routine zu etablieren, liegt der Trick darin, einen festen Zeitpunkt oder eine feste Regelmäßigkeit zu schaffen. Ob es nun der gemeinsame Sport mit einem Freund ist oder das tägliche Lesen einer neuen Fachliteratur: Hat man erst einmal eine Routine aufgebaut, läuft vieles von selbst. Das Gehirn liebt diese Effizienz – und wir profitieren davon, indem wir unsere Energie für andere, wichtigere Dinge nutzen können.
Fazit
Routinen sind ein zweischneidiges Schwert. Sie helfen uns, den Alltag zu meistern und effizient zu arbeiten, doch sie bergen auch die Gefahr, dass wir geistig träge werden. Der beste Weg, diese Balance zu finden, besteht darin, Routinen bewusst zu nutzen, aber gleichzeitig Raum für Neues und Ungewohntes zu lassen. Nur so bleibt unser Gehirn flexibel und wir selbst geistig fit.
Oder wie es Sean Covey so treffend sagte:
„Abhängig davon welche du pflegst, können Gewohnheiten dich formen oder dich brechen. Wir werden zu dem, was wir regelmäßig tun.“